ex KBS 423a Amberg – Schmidmühlen – eine Spurensuche 2006

Ein Spurensuche-Bericht aus dem Jahr 2006 – bitte beim Lesen des Textes und Anschauen der Bilder dies zu beachten…

Ich habe mich mal wieder ein wenig auf Spurensuche begeben und mir diesmal die Vilstalstrecke Amberg – Schmidmühlen vorgenommen.

Im Text sind mehrere Verweise auf Bilder in verschiedenen Büchern. Das dazugehörige Quellenverzeichnis befindet sich am Schluß des Beitrags.

Über Ergänzungen (sowohl Informationen, als auch historische Bilder) freue ich mich immer!

Nun viel Spaß beim Lesen!

Zuerst ein bißchen was zum Verlauf und zur Geschichte der Strecke:

Die Nebenbahn Amberg – Schmidmühlen war 23,7km lang. Betriebsstellen waren Amberg, Drahthammer, Haselmühl, Lengenfeld (Oberpf), Theuern, Wolfsbach, Leidersdorf, Ensdorf (Oberpf), Rieden (Oberpf), Vilshofen (Oberpf) und Schmidmühlen. In Drahthammer zweigte die Nebenbahn nach Lauterhofen ab, die aber bereits 1962 ihren Personenverkehr verlor und 1972 stillgelegt wurde.

Um 1900 forderten die Orte Hohenburg und Schmidmühlen einen Bahnanschluß. Nachdem viele Trassenvorschläge diskutiert worden waren, blieben am Schluß noch die Möglichkeiten Schwandorf – Schmidmühlen – Hohenburg und Amberg – Schmidmühlen – Hohenburg übrig. Man entschied sich für letztere Variante, da diese kürzer und einfacher zu bauen wäre. Die neue Strecke sollte in Drahthammer, 2,4km südlich von Amberg, von der bereits am 07.12.1903 eröffneten Strecke Amberg – Lauterhofen abzweigen, der Bahnhof Drahthammer entsprechend erweitert werden.

Am 01.05.1910 konnte dann das erste Streckenstück, der Abschnitt Drahthammer – Ensdorf, eröffnet werden. Am 18.12.1910 folgte dann Ensdorf – Schmidmühlen. Der Bau des Reststücks bis Hohenburg scheiterte an den Grunderwerbskosten, die nicht rechtzeitig aufgebracht worden waren, und wurde auch später nie realisiert.

Wie auf vielen Nebenbahnen in dünnbesiedelten Regionen, wurde auch hier Mitte der 60er Jahre, nämlich am 01.07.1966, der Personenverkehr eingestellt. Auch der Güterverkehr entwickelte sich rückläufig. Dazu trug die Schließung des Kalkwerks in Vilshofen im Jahr 1970 bei. Wie ein kleines Wunder kam es aber in den 80ern zu einem kurzen Wiederaufleben des schweren Güterverkehrs: Die neue Rauchgasentschwefelungsanlage des Schwandorfer Bayernwerks benötigte große Mengen Kalk, daher entschloß man sich 1984 dazu, das Vilshofener Kalkwerk wieder zu eröffnen und dreimal in der Woche jeweils einen 1500t-Kalkzug Vilshofen – Amberg – Schwandorf, bespannt mit bis zu drei V100, fahren zu lassen.

Auf dem Streckenabschnitt Vilshofen – Schmidmühlen jedoch wurde der Güterverkehr zum 01.06.1985 eingestellt und die Strecke im folgenden Jahr abgebaut.

Auch die Kalktransporte hielten nicht lange an. Der Kalkverkehr wurde 1987/1988 wieder eingestellt, die Strecke Amberg – Vilshofen zum 28.05.1988 stillgelegt und anschließend abgebaut. Bis 1992 entstand ein Radweg auf der einstmals sehr reizvollen Nebenbahn.

Ein Kursbuchauszug der Strecke von 1944 ist unter http://www.pkjs.de/bahn/Kursbuch1944/Teil5/423.jpg zu finden.

Nun zur eigentlichen Spurensuche:

Beginnen möchte ich im Bahnhof Amberg. Amberg ist mit ca. 48000 Einwohnern heute die zweitgrößte Stadt der Oberpfalz. Ihren Bahnanschluß erhielt die Stadt im Zuge des Baus der Ostbahn von Nürnberg über Schwandorf nach Regensburg. Später kamen noch drei Nebenbahnen (nach Schnaittenbach, Lauterhofen und eben Schmidmühlen) hinzu. Auch eine Einsatzstelle mit Lokschuppen des Bw Schwandorf war vorhanden. Im Jahr 1962 wurde das alte Bahnhofsgebäude von Amberg durch einen modernen Betonbau ersetzt (Bild des alten EG siehe [1] S. 44).

Bahnhof Amberg

Ausfahrt Richtung Nürnberg / Schnaittenbach

Bahnhof Amberg

Empfangsgebäude Amberg von der Straßenseite.

Die Nebenbahn verläuft hinter dem Bahnhof Amberg ein Stück parallel zur Hauptbahn nach Schwandorf, bis sie am Stadtrand von dann ins Vilstal abschwenkt.

Bis zu diesem Bahnübergang verliefen Haupt- und Nebenbahn parallel. Hier befand sich früher auch ein Schrankenposten (Bild siehe [2] S. 46).

Blick vom Bahnübergang Richtung Bahnhof Amberg. In der Straße ist noch ein Stück Gleis der Nebenbahn zu erkennen.

Hier trennen sich die beiden Strecken.

Den weiteren Streckenverlauf durch das Amberger Stadtgebiet bis zum Bahnhof Drahthammer konnte ich nicht einwandfrei ausmachen. Die Brücke über die Vils ist scheinbar auch schon abgerissen.

Streckenverlauf kurz vor dem Bahnhof Drahthammer.

Nicht wiederzuerkennen ist auch der Bahnhof Drahthammer. Das Empfangsgebäude ist heute ein Wohnhaus, statt der Gleise wurden eine Straße und eine Parkplatz angelegt. Kaum zu glauben, daß von hier mit der Bahn einmal in drei Richtungen (Amberg, Schmidmühlen und Lauterhofen) fahren konnte! Zumindest bis in die 50er-Jahre war der Bahnhof auch besetzt und hatte bayerische Form-Einfahrsignale (siehe [4] S. 180).

Bahnhof Drahthammer von der Gleisseite (!)

Bahnhof Drahthammer (direktes Vergleichsbild siehe [2] S. 48 bzw. [3] S. 56)

Bis Haselmühl verläuft die Strecke dann zwischen Straße und Vils. In Haselmühl lassen sich keine in Bezug zur Eisenbahn stehenden Hochbauten mehr ausmachen. Aber es gibt (wie eigentlich in fast allen Orten entlang der ehemaligen Strecke) eine Bahnhofstraße.

Streckenverlauf im Bereich der Haltestelle Haselmühl, Blickrichtung Amberg – auch der Betrieb rechts hatte wohl einmal einen Bahnanschluß.

 

Streckenverlauf im Bereich der Haltestelle Haselmühl, Blickrichtung Schmidmühlen

Ortsausgang Haselmühl

Schon bald ist der kleine Ort Lengenfeld erreicht, der auch einen Haltepunkt hatte.

Streckenverlauf kurz vor Lengenfeld (Oberpf), Blickrichtung Amberg

Haltepunkt Lengenfeld (Oberpf)

Streckenverlauf hinter Lengenfeld (Oberpf), Blickrichtung Schmidmühlen. Sogar ein Kilometerstein (km5,8) ist erhalten geblieben.

Im weiteren Verlauf überspannt dann die mächtige Brücke der A6 über das Vilstal auch die Strecke. Gleich danach geht es an der von vielen Fotos bekannten Wassermühle des Industrie- und Bergbaumuseums Theuern vorbei.

Streckenverlauf vor Theuern, Blickrichtung Amberg; Fotostandort direkt unter der Autobahnbrücke

Streckenverlauf vor Theuern, Blickrichtung Schmidmühlen; links die bekannte Mühle (vgl. [2] S. 126)

Und ein Blick zurück auf Mühle und Autobahnbrücke.

Es folgt der Bahnhof Theuern, der bis 1963 besetzt und mit Formsignalen ausgerüstet war. Das hölzerne Bahnhofsgebäude konnte nur knapp dem Abriß entgehen. Mittlerweile wurde es vorbildlich renoviert. Es befindet sich darin nun eine Ausflugsgaststätte, die im Sommer für Radfahrer und Wanderer geöffnet hat.

Der Bahnhof Theuern.

Sogar das alte Stationsschild ist noch vorhanden.

Das Empfangsgebäude von Theuern (früherer Zustand siehe [2] S. 47)

Nächste Betriebsstelle war der Haltepunkt Wolfsbach. Kurz dahinter überspannt noch eine recht hohe Steinbogenbrücke eine Straße.

Streckenverlauf im Bereich des Hp Wolfsbach, Blickrichtung Amberg

Streckenverlauf im Bereich des Hp Wolfsbach, Blickrichtung Schmidmühlen

Steinbogenbrücke in Wolfsbach.

Vom folgenden Haltepunkt Leidersdorf habe ich leider keine Fotos. Dann kommt aber auch schon der Bahnhof Ensdorf (Oberpf), der am Rand des gleichnamigen Ortes liegt. Ensdorf wurde bis zuletzt bedient. Da das dortige Ladegleis aber nur über eine Weiche in die Strecke verfügte, mußte zum Umsetzen der Lok immer nach Rieden gefahren werden.

Bahnhof Ensdorf (Vergleichsbild siehe [3] S. 56)

Der anschließende Abschnitt bis zum Bahnhof Rieden war wohl der für den Bau anspruchvollste. Auf halber Höhe am Hang, direkt an der Felswand entlang, dann über eine Steinbogenbrücke (größter Kunstbau der Strecke) mitten im Ort und anschließend über einen hohen Damm bis in den Bahnhof hinein.

Streckenverlauf zwischen Ensdorf und Rieden, Blickrichtung Schmidmühlen

Streckenverlauf vor Rieden, Blickrichtung Amberg.

Streckenverlauf vor Rieden, Blickrichtung Schmidmühlen.

Blick auf die Brücke in Rieden.

größtes Bauwerk der Strecke: die Riedener Brücke, die den Ort durchschneidet

Blick zurück auf die Brücke (Vergleichsbild siehe [3] S. 55)

Der Bahnhof Rieden hatte bis zuletzt eine Umfahrmöglichkeit. Früher war wohl auch mal ein Agenturgebäude vorhanden, von dem heute noch ein Fundament zeugt. Auch die Bahnsteigkanten sind noch zu erkennen.

Im Ort unterhalb der Brücke wurde außerdem ein Radsatz als Denkmal an die Vilstalbahn aufgestellt.

Streckenverlauf beim Bahnhof Rieden (Oberpf)

Blick zurück auf den Bahnhof Rieden (Oberpf). Gut zu erkennen sind die Bahnsteigkante und das Fundament zwischen den Bäumen.

Zur Erinnerung an die Vilstalstrecke wurde dieser Radsatz aufgestellt.

Bevor die Strecke Vilshofen erreicht, wird erneut eine Steinbogenbrücke überquert. Der Bahnhof Vilshofen (Oberpf) mit seinem Kalkwerk war in den 80er-Jahren Ausgangspunkt für die schweren Kalkzüge nach Schwandorf. Während das Kalkwerk noch vollständig vorhanden ist, sieht man vom einstigen Bahnhof nicht mehr viel.

Streckenverlauf vor Vilshofen, Blickrichtung Schmidmühlen

Steinbogenbrücke in Vilshofen

Streckenverlauf in Vilshofen; Blickrichtung Amberg

Blick auf den Bahnhof Vilshofen (Oberpf) (Vergleichsbild siehe [4] S. 183)

Auch hier ist noch die Bahnsteigkante zu erkennen.

km20,4, im Hintergrund das Kalkwerk

das Vilshofener Kalkwerk (Vergleichsbild siehe [2] S. 49 bzw. [3] S. 54)

Schon bald ist der Endpunkt, Schmidmühlen, erreicht. Kurz vor dem Bahnhof ist die Trasse mit einem Neubaugebiet überbaut. Das Empfangsgebäude steht jedoch noch, ist mustergültig hergerichtet und wird heute als Vereinsheim des örtlichen Schützenvereins benutzt. Ein historisches Bild vom Bahnhof Schmidmühlen ist in [2] S. 50 zu finden.

Empfangsgebäude Schmidmühlen

Empfangsgebäude Schmidmühlen von der Straßenseite.

Die großen Lagerhäuser zeugen von einer regen Verladetätigkeit.

Das war meine kleine Spurensuche über die Vilstalstrecke von Amberg nach Schmidmühlen.

Bei meiner Erkundung habe ich festgestellt, daß die Orte an der Strecke gar nicht so klein sind und die Bahnhöfe eigentlich relativ günstig lagen. Schade, daß die Gleise herausgerissen wurden, vielleicht hätte die Strecke sonst noch eine Zukunft gehabt.

Ich hoffe, die Zusammenstellung hat Euch zumindest ein bißchen gefallen.

Quellenverzeichnis:
[1] Walther Zeitler: Eisenbahnen in Niederbayern und der Oberpfalz
[2] Udo Kandler: Eisenbahnreviere Oberpfalz
[3] Gerald Hoch, Andreas Kuhfahl: Nebenbahnen in der Oberpfalz
[4] Siegfried Bufe: Eisenbahn in der Oberpfalz