ex KBS 859 Nabburg – Oberviechtach – Schönsee (Oberpf) – eine Spurensuche 2004

Dieser Spurensuche-Bericht erschien bereits 2004 im NOBF und bei DSO. Der Text und die Bilder wurden bewußt bei der Reaktivierung des Beitrags nicht geändert und befinden sich damit auch auf dem Stand 2004.

Angeregt durch die Beiträge von „Philosoph“ habe ich mich am 05.10.04 auf Spurensuche an die schönste Nebenbahn der Oberpfalz (vielleicht auch von Bayern) begeben, nämlich an die ex KBS 859 Nabburg – Oberviechtach – Schönsee (Oberpf).

Sämtliche Halte an der Strecke:

Nabburg, Brensdorf, Wölsendorf, Altfalter, Schwarzach (b Nabburg), Schwarzhofen, Pertolzhofen, Niedermurach, Oberviechtach, Lind (Oberpf), Winklarn, Gaisthal, Schönsee (Oberpf).

Hier ein Kursbuchauszug vom Winter 1971/72:

(das ist jetzt vielleicht ein bißchen klein geworden… wer Interesse am großen Scan hat, wo man auch was lesen kann, kann sich gerne per Mail bei mir melden)

Zuerst ein bißchen was zur Geschichte der Strecke:

Die Schönseer Strecke ist mit 46km die zweitlängste Oberpfälzer Nebenbahn und gleichzeitig die mit den meisten Kunstbauten. Sie führt von Nabburg im Naabtal zuerst 3km an der Hauptbahn nach Schwandorf entlang, bevor sie in einem tiefen Felseinschnitt abzweigt und kurz darauf die Hauptbahn auf der interessanten Brensdorfer Brücke überquert. Anschließend windet sich die Trasse hinauf in den Oberpfälzer Wald.

Bevor mit dem Bau der Strecke begonnen werden konnte, wurden verschiedene Streckenvarianten überprüft, die aussichtsreichsten Vorschläge waren dabei:

Schwarzenfeld – Oberviechtach – Schönsee (mit eventl. Verlängerung nach Eslarn)

Nabburg – Oberviechtach – Schönsee (mit eventl. Verlängerung nach Eslarn)

Neunburg v. W. – Oberviechtach – Schönsee (hier hätte man praktisch die Strecke Bodenwöhr – Neunburg verlängert)

Neunburg v. W. – Rötz – Winklarn – Schönsee (Neunburg – Rötz wurde später tatsächlich gebaut, jedoch ohne Zusammenhang mit der Schönseer Strecke).

Entschieden hat man sich bekanntlicherweise für die von Nabburg ausgehende Variante. Baubeginn für Nabburg – Oberviechtach war im Jahr 1902, zwei Jahre später, am 18.08.1904 wurde die Strecke eröffnet. Die Weiterführung nach Schönsee erfolgte erst einige Jahre später: Baubeginn war im Oktober 1911, Eröffnung am 01.08.1913. Nachdem Oberviechtach bei der Gebietsreform im Jahr 1972 seine Bedeutung als Kreisstadt verlor (der Lkr. Oberviechtach ging im neuen Lkr. Schwandorf auf), fuhr am 30.05.1976 der letzte Personenzug auf der Strecke. Dennoch war es im Bereich des heutigen Lkr. Schwandorf die Nebenbahn, auf der sich der Personenverkehr am längsten halten konnte. Nicht einmal zehn Jahre später, am 03.06.1984 wurde der Abschnitt Lind – Schönsee stillgelegt. Anschließend wurden hier die Schienen entfernt und die Trasse zum Radweg umfunktioniert. Am 30.04.1995 kam dann auch für den größten Teil des Reststücks, nämlich Anst. Stulln – Lind, das Aus. Den letzten Güterzug bespannte 211 305. Auf diesem Abschnitt ist der Radweg momentan im Bau bzw. vor kurzem fertiggestellt worden. Auf dem 3km langen Abschnitt Nabburg – Anst. Stulln, der auf voller Länge parallel zur Hauptbahn verläuft, fährt auch im Jahr 2004 noch jeden Werktag einmal die V60 mit ihrer Übergabe entlang.

Doch nun zur eigentlichen Spurensuche:

Bf Nabburg: die V60 rangiert ihre Übergabe zurecht, um dann nach einem Umsetzmanöver zur Anst. Stulln zu fahren. (Bild vom April 2003)

Einschnitt bei Brensdorf: Hier entfernt sich die Trasse von der Hauptbahn. (Bild vom Juli 2002)

Wo heute Gestrüpp wächst befand sich einst der Haltepunkt Brensdorf. Bei genauerer Suche sind sogar noch die Fundamente des Wartehäuschens zu finden. (Bild vom Juli 2002)

Kurz darauf beginnt die lange und konstruktiv interessante Brücke bei Brensdorf: Sie überquert zuerst die Hauptbahn Regensburg – Hof (Stahlträger), dann das Überschwemmungsgebiet der Naab (Steinbogen), als nächstes die Naab an sich (Fachwerk) und zu guter letzt noch die A93 (Beton). (Bild vom Juli 2002)

Alle weiteren Bilder vom 05.10.04.

Das andere Ende der Brensdorfer Brücke.

Streckenverlauf kurz vor Wölsendorf. Von der Ortsdurchfahrt und vom Bahnhof ist nichts mehr zu erkennen.

Bei Altfalter. Der gleichnamige Ort war mehrere km von seinem Bahnhof entfernt.

Auch vom Bahnhof Schwarzach sieht man nichts mehr. Dafür hat eine Pfeiftafel in rostigem Zustand überlebt.

Ein Blick zurück.

In Schwarzach wird der gleichnamige Fluß auf einer langen Brücke überquert:

Streckenverlauf bei Willhof. Auch hier ist augenscheinlich vom Haltepunkt nichts mehr übrig.

Schwarzachbrücke bei Altendorf.

Am Bahnhof Altendorf. Das eigentliche Bahnhofsareal ist im Besitz einer Spedition, von den Gebäuden ist nichts mehr zu erkennen. Hier ist momentan der Beginn des Radwegs auf der Bahntrasse.

Der nächste Ort hinter Altendorf ist Zangenstein. Hier verläuft die Bahnlinie zwar mitten durch das Dorf, jedoch gab es hier dennoch keinen Haltepunkt. Die Zangensteiner mußten zum nahegelegenen Bahnhof Schwarzhofen laufen. Eine Besonderheit an dieser Stelle stellt der recht kurze, aber dennoch tiefe Einschnitt dar, über den auch noch eine Straße auf einer Steinbogenbrücke führt. Diese Brücken sind auf Nebenbahnen an sich nicht sehr häufig anzutreffen.

Kurz hinter Zangenstein wird erstmals die Murach überquert (siehe Brücke im Hintergrund), die hier in die Schwarzach mündet. Ab hier verläuft die Strecke bis Niedermurach im reizvollen Murachtal.

Werfen wir nun einen Blick zurück auf Zangenstein:

Jetzt ist schon der Bahnhof Schwarzhofen zu erkennen, der noch sein bayerisches Agenturgebäude besitzt, das sich auch in einem einigermaßen passablen Zustand befindet.

Der Ort Schwarzhofen liegt von seinem Bahnhof eigentlich 4km entfernt. In unmittelbarer Nähe des Haltpunkts befindet sich Uckersdorf, aber auch Zangenstein ist nur einige hundert Meter weit weg.

Das Gebäude soll nach Meinung der örtlichen Politiker zur Raststation für Fahrradfahrer umgebaut werden.

Interessant ist auch das Bahnhofsschild (ich dachte immer, die Schilder mit der blauen Umrandung wären eine Erfindung der DBAG?!?!?)

Das herbstliche Murachtal bei Oberkonhof.

Auch Pertolzhofen mit seiner schönen Kirche hatte einen Haltepunkt.

 

 

Weiter geht es an der Murach entlang.

Beim nächsten Foto wird erst richtig deutlich wie einsam die Gegend noch ist. Hier zerstört weder eine Autobahn noch eine Hochspannungsleitung die Atmosphäre. Die Bahntrasse verläuft am linken Waldrand.

Bei Höflarn stößt man auf eines der Highlights an der Strecke: Das „Haus Murach“, eine Burgruine weit über dem Tal.

Und weils so schön ist, nochmal von weiter oben. Die Bahntrasse ist an den Sperrgittern am Fahrradweg zu erkennen.

 

Schließlich erreichen wir den Bahnhof Niedermurach, auf den auch noch ein Schild am Straßenrand hinweist.

Im Hintergrund ist noch der alte Güterschuppen zu erkennen.

Zum Abschluß noch ein Blick von der ehemaligen Bahnhofsausfahrt Richtung Oberviechtach.

Wir erreichen die ehemalige Kreisstadt Oberviechtach, den größten Ort an der Strecke.

Der Bahnhof dort macht noch einen sehr intakten Eindruck, auch der Güterschuppen ist noch vorhanden.

Das Empfangsgebäude präsentiert sich im typischen Stil der damaligen Zeit.

 

Am Bahnsteig könnte man meinen, daß in den nächsten Minuten ein Schienenbus einfährt.

Doch bei genauerem hinsehen erkennt man, daß der Bahnhof doch schon eine ganze Weile brach liegt.

Bahnhofsausfahrt Richtung Schönsee.

Nächste Station ist Lind (Oberpf). Dort erinnert nicht mehr viel an den Bahnhof. Ein Stück Gleis war aber noch zu finden:

Wo früher das Bahnhofsareal war, befindet sich heute eine neue Halle des Sägewerks, das einmal guter Kunde der Eisenbahn war.

 

Und noch ein Blick in die andere Richtung.

Ab hier ist die Strecke dann schon seit 1984 stillgelegt.

Eigentlich wär der nächste Halt Winklarn gewesen, doch diesen Schlenker hab ich aus zeitlichen Gründen ausgelassen (die Sonne stand schon verdammt tief und ich wollte schließlich noch nach Schönsee). Deshalb bin ich gleich direkt nach Gaisthal.

Kurz vor Gaisthal ergibt sich folgender schöne Blick:

In Gaisthal erwartete mich – oh wunder – noch ein schönes Agenturgebäude.

Leider befindet es sich nicht mehr in einem so guten Zustand, wie das von Schwarzhofen.

Auffällig sind auch die alten Stationsschilder (wurden die von Hand geschrieben??)

Auch die Anschriften über den einzelnen Türen dürften schon einige Jahre auf dem Buckel haben.

Den bekannten Einschnitt bei Rosenthal muß ich hier leider auslassen, da hat das Licht leider hinten und vorn nicht mehr gereicht 🙁

Also gleich nach Schönsee, dem Endpunkt der Strecke. Auffällig ist das große Raiffeisen-Lagerhaus in der Bahnhofstraße. Ansonsten ist von irgendwelchen Bahnanlagen nichts mehr zu sehen. Das Empfangsgebäude müßte sich dort befunden haben, wo man im Vordergrund den Parkplatz erkennen kann.

Schon wieder ein Schild aus alten Zeiten.

Und dann hab ich tatsächlich noch ein Stück Gleis gefunden.

So, das wars dann von meiner Seite. Ich hoffe, die Berichte haben Euch gefallen. Mir selber hats jedenfalls Spaß gemacht, nach den Spuren der alten Bahnstrecke zu suchen.

Viele Grüße

Tobias