Im Februar 2020 war ich aus dienstlichen Gründen für fast drei Wochen auf der japanischen Insel Okinawa, welche gut 500 km südwestlich von der japanischen Hauptinsel entfernt liegt.
Bis 1879 gehörte Okinawa nebst einer Vielzahl von benachbarten kleineren Inseln zum eigenständigen Königreich Ryūkyū.
Das Klima auf der Insel ist subtropisch, weshalb ich froh war, die Reise im Winter und nicht im Sommer angetreten zu haben. Die Temperaturen lagen während meines Besuchs im Bereich 15 bis 25 °C – also durchaus angenehm im Gegensatz zu 35 bis 40 °C gepaart mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer.
Bekannt ist Okinawa auch als die Region, welche weltweit die höchste Lebenserwartung aufweist, weshalb man auch von „der Insel der Hundertjährigen“ spricht. Ob ein dreiwöchiger Aufenthalt wohl auch schon einen positiven Effekt auf die Lebenserwartung hat? 😉
Unter der Woche blieb leider neben der Arbeit keine Zeit, die Insel zu erkunden. Die beiden Wochenenden boten sich jedoch an, diverse Erkundungstouren zu unternehmen – natürlich in Begleitung der Kamera. 🙂
Blick vom Hotelparkplatz Richtung Meer: Auch wenn es nicht so aussieht, so lag mein Hotel inmitten des dicht besiedelten Südteils der Insel, wohingegen der Norden nahezu menschenleer und von dichtem Dschungel bewachsen ist. Auch ist es von keinem Ort der Insel weiter als 15 km bis zum Meer: Okinawa hat eine Nord-Süd-Ausdehung von knapp 100 km, in Ost-West-Richtung sind es nur ca. 30 km.
Im Südosten sind die Inseln Henza, Miyagi, Hamahiga und Ikei vorgelagert, welche lange Zeit ausschließlich per Schiff oder Fähre erreichbar waren. Heutzutage sind diese über Dämme und Brücken mit der Hauptinsel verbunden. Wir blicken hier auf einen Strand und Aussichtspunkt, welcher am zur Insel Miyagi führenden Straßendamm angelegt wurde. An vielen Stellen der Inseln sind die pilzförmigen, von der Brandung geformten Felsen im Meer auszumachen (hier wurde solche ein Felsen in den Aussichtspunkt integriert).
Blick auf die in den nach Miyagi führenden Straßendamm integrierte Brücke.
Aussichtspunkt mit Pilzfelsen, links im Hintergrund die Hauptinsel Okinawa, rechts die Insel Henza. Die sichtbaren Tanks gehören zu einem gigantischen Tanklager, welches man auf dieser Insel angelegt hat.
Meine Tour führte mich an diesem Tag auf die Insel Hamahiga, welche ich nach dem Abstellen des Autos zu Fuß erkundete. Überrascht hat mich dann ein Sonnenblumenfeld – wer rechnet schon im Februar mit blühenden Sonnenblumen? 😉
Am Kaneku Beach ließen sich wieder einmal „Pilzfelsen“ ablichten.
Bei meiner Rundtour über die an einigen Stellen landwirtschaftlich genutzte Insel Hamahiga stieß ich dann auch auf ein Bananfeld. Reif waren diese noch nicht, aber offenbar noch in der Blüte.
Über alle Inseln verteilt stößt man immer wieder auf Grabmale – auch in den dicht bebauten Städten. Mal mehr im Dschungel versteckt, mal weniger. Mal einzeln stehend (wie hier im Bild), mal dicht beeinander stehend.
Typische Straßenszene auf Hamahiga: Es wird links gefahren und man fährt natürlich einen Minibus.
Auch das ist absolut typisch: Eine Tsunami-Fluchttreppe, welche man im Falle eines Tsunami-Alarms nutzen kann, um schnell die höhergelegene Mitte der Insel zu erreichen. Man sagte mir, man hätte der Alarmierung bis zum Eintreffen des Tsunamis 15 Minuten Zeit, um die Beine in die Hand zu nehmen und solch einen höher gelegenen Fluchtpunkt aufzusuchen…
Wenn man zu Fuß unterwegs ist, hat man einen wesentlichen Vorteil: Man findet möglicherweise auch versteckte Sehenswürdigkeiten, an denen man mit dem Auto achtlos vorrüberrauschen würde. Wobei „rauschen“ auf Okinawa relativ ist: Innerorts darf man meist nur 30 oder 40 km/h fahren, außerorts nie schneller als 60 km/h – es sei denn man nutzt den Expressway, wo man auf sagenhafte 80 km/h beschleunigen darf! Zurück aber zu versteckten Sehenswürdigkeiten: Dazu zählt dieser Banyanbaum (bengalische Feige), dessen Luftwurzeln nach Bodenkontakt verdicken und die Krone des mächtigen Baumes stützen.
Sieht schon sehr mystisch aus, dieser Banyanbaum!
Nach diesem Bild rächte sich, den Kameraakku nicht zuvor vol laufgeladen zu haben. So verbrachte ich noch einige Stunden an der frischen Luft, ehe es zum Essen und wieder nach Hause ging.
Erst am darauffolgenden Wochenende ergab sich dann wieder die Möglichkeit, einen Ausflug und ein paar Eindrücke der Insel mit der Kamera festzuhalten. Für den Samstag hatte ich mir vorgenommen, gemütlich entlang der Ostküste in den Norden zu fahren. Einen ersten Stopp legte ich im kleinen Fischerhafen Ginoza und dem angegliederten Strand ein.
Auch auf Okinawa kennt man Ebbe und Flut, so dass bei Niedrigwasser eindrucksvolle, mit Algen überwachsene Felsformationen freigelegt werden. Den offenbar vulkanischen Ursprung der Insel kann man auch gut nachvollziehen.
Einmal rumgedreht sah es quasi so aus. Das recht große Schiff im Hintergrund habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht weiter beobachtet, wird aber in der weiteren Folge dieses Beitrags noch eine Rolle spielen.
Wenige Kilometer weiter ergab sich dieser Blick auf eine Bucht, welche bei Flut fast vollständig trocken fällt. Mein Auto hatte ich in einer Firmeneinfahrt am linken Bildrand geparkt und setzte dann zu Fuß die Erkundung nach weiteren Motiven fort.
Dieses Bild zeigt die Mündung des Keibuhara Flusses in den Pazifik. Hinter mir am Hang befindet sich ein Übungsgelände der US-Armee, welche immer noch mit gut 20.000 bis 30.000 Mann auf Okinawa vertreten ist. Auf dem Rückweg zum Auto wunderte ich mich, weshalb ein Militärlaster aus dem Kasernengelände zum Strand fuhr…
Kurze Zeit später wusste ich, was der Laster dort wollte und was es mit dem zuvor gesichteten großen Kriegsschiff auf sich hatte: Die US-Armee führte just an diesem Strand eine Landeübung mit Schwimmpanzern durch.
Gut eine halbe Stunde dauerte es, bis Panzer für Panzer aus dem Meer auf den Strandabschnitt geschwommen/gefahren war. In der Zwischenzeit verursachte die Einheimische Bevölkerung durch das Parken auf der Straße ein mittleres Verkehrschaos. Wie gut, dass ich rechtzeitig vorher vor Ort war und einen vernünftigen Parkplatz ergattert hatte. 😉
Nachdem alle Schwimmpanzer angelandet waren, rückten diese über die Landstraße ins Übungsgelände ab. Die Besatzung des zuvor gesichteten Militärlasters hatte die Aufgabe, die Straße vom Sand zu reinigen. Auf dem Rückweg zum Auto wurde ich dann noch von einer US-Amerikanerin angesprochen, woher ich denn von dieser Übung gewusst hätte. Ich konnte ihr aber doch glaubhaft versichern, dass dies reiner Zufall war. Letztlich ergab es sich dann, dass wir uns für einen der kommenden Tage zusammen mit ihrem Mann zum Abendessen verabredet haben: Dieser hatte die Übung federführend organisiert. 😉
Weiter ging es dann für mich gen Norden, wo ich bei Kayo auf diese traumhaften Felsformationen traf. Auch waren die Strände zu dieser Jahreszeit menschenleer.
Durch die Ebbe bedingt, konnte ich auch mal um’s Eck zum benachbarten Strand schauen und dabei diese Felsformation festhalten.
Ein paar Wellen gab’s auch und im Hintergrund sieht man schon den Schatten der immer wieder durchziehenden Wolkenfelder. Während man im Wolkenschatten aufgrund des Windes gut eine Jacke brauchen konnte, war diese in der Sonne sehr schnell zuviel. So war ich ständig mit dem An- und Ausziehen der Jacke beschäftigt…
Nochmal ein anderer Blick auf die durch die Brandung geformten Felsen.
Etwa einen Kilometer weiter nördlich ließ sich dieser Blick auf das hügelige, mit Dschungel bewachsene Landesinnere ausmachen. Die Flächen unterhalb der Hügel werden landwirtschaftlich genutzt, oftmals z.B. für den Zuckerrohranbau.
Direkt vom vorangegangenen Fotostandpunkt aus führte wieder einmal eine Tsunami-Fluchttreppe hinauf auf einen Hügel. Ich bin dieser einfach mal gefolgt und endete an dieser Gebetsstätte. Wie man an den fast verblühten Kirschbäumen sehen kann, war ich leider für die bekannte japanische Kirschblüte wenige Tage zu spät dran. Verblühte Kirschen Anfang Februar – für uns Mitteleuropäer schon irgendwie komisch.
Einmal umgedreht ließ sich dieser Blick auf Kayo und den zuvor besuchten Strand einfangen. Wie man sieht, sollte man hier oben durchaus vor einem Tsunami sicher sein.
Am Strand von Teniya spitzte dann auch noch einmal die Sonne durch…
… und wieder ein paar Kilometer weiter nördlich überwogen die Wolken, als ich auf dem Uppama Beach mit seinen interessanten Felsformationen umherspazierte.
Damit neigte sich auch dieser Tag zu Ende, ohne dass ich den nördlichsten Punkt Okinawas erreicht habe. Immerhin wurde ich noch mit einem ganz netten Sonnenuntergang belohnt.
Im zweiten Teil geht es dann – nein, nicht ganz in den Norden der Insel – sondern noch einmal auf die im Südosten vorgelagerten Inseln. Der Norden muss wohl bis zu meiner nächsten Dienstreise warten… 😉
Sehr sehr sehenswerte Bilder aus dieser unbekannten aber faszinierenden Landschaft!