Familär bedingt sollte es auch in diesem Jahr wieder nach Bulgarien gehen. Diesmal etwas früher, nämlich bereits im März. Wenn es Wetter und Zeit zuließen, sollte es auch das eine oder andere Mal an die Strecke gehen. Natürlich hoffte ich, dass sich die bulgarischen Gebirge noch schneebedeckt präsentieren werden.
Letztlich wurden wir vom Wetter und Schnee nicht enttäuscht – nur Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung, so dass wir aufgrund der sich zuspitzenden Situation (Einreiseverbot für deutsche Staatsbürger ab dem 18.03.2020, 00:00 Uhr) sicherheitshalber bereits am 18. statt wie geplant am 20.03. wieder nach Hause flogen.
Zunächst stand ein Verwandschaftsbesuch in Panagjurishte an, welches nordöstlich von Sofia im Mittelgebirge Cherna Gora gelegen ist. Hier lag im April 1876 einer der Quellorte für den Aufstand der bulgarischen Bevölkerung gegen die gut 500 Jahre andauernde osmanische Herrschaft. Dieser Aufstand wurde jedoch von den Osmanen blutigst niedergeschlagen. Letztlich hatte diese Revolte dennoch Erfolg, da sie den Russisch-Ossmanischen Krieg von 1877 bis 1878 initierte, welcher 1878 mit der Unabhängigkeit Bulgariens endete.
Panagjurishte ist natürlich auch per Bahn nach Plovdiv an die weite Welt angebunden, obgleich diese Strecke von 2002 bis 2006 für den Personenverkehr stillgelegt war.
Und wenn man schon mal da ist, kann man auch schnell mal vor dem Mittagessen an die „Hausstrecke“ rausfahren. 😉
10 045 hat vor wenigen Augenblicken den Haltepunkt Djulevo (rechts außerhalb des Bildes) verlassen und fährt in die letzte bis kurz vor Smilets reichende Steigung. Ab dort geht es dann bis Plovdiv bergab und die Landschaft ist dort bei weitem nicht mehr so eindrucksvoll wie hier im oberen Abschnitt der Strecke.
Abends dann nochmal das gleiche Spiel: Vor dem Abendessen wieder raus und endlich das Motiv bei Strelcha abgefrühstückt, welches sich mit dem zweiten und damit vorletzten Zug des Tages nach Panagjurishte umsetzen lässt. Hier übrigens die andere Seite von 10 045, welche glücklicherweise komplett frei von Grafitti war. 🙂
Für den Tag darauf (12.03.2020) war die Abholung eines leeren Kesselwagenzugs in Bratsigovo gelegen an der Strecke Plovdiv-Peshtera angekündigt. Vorgesehen war die Bespannung mit einem Krabbenkutter der BDZ (Baureihe 06).
Da das Wetter passte und der Personenverkehr auf der Strecke nach Peshtera sowieso schon lange auf meiner Wunschliste stand, fiel die Entscheidung zu einer Tour dorthin leicht.
Nicht auf der Rechnung hatte ich allerdings die inzwischen katastrophale Fahrzeugverfügbarkeit der BDZ: Da im Plovdiv nur einer von planmäßig benötigten drei Desiros zur Verfügung stand, wurde den gesamten Tag über im SEV gefahren – wie leider schon so oft in der jüngeren Vergangenheit.
Insofern waren keine Desiors zu erwarten und ich musste kurzfristig das Programm umstricken. Statt nicht verkehrende Desiros zu fotografieren (oder gar den SEV), habe mich dann stattdessen um die Morgenbeschäftigung der 06 gekümmert: Sie war für die Bespannung eines Güterzug von Plovdiv nach Asenovgrad vorgesehen.
Diese Strecke ist mit täglich sage und schreibe SIEBZEHN (!!!) Personenzugpaaren die am dichtesten befahrene Bahnstrecke im bulgarischen Eisenbahnnetz – vermutlich zeitgleich leider auch die motivloseste. :-/
Wie man sieht, war der Güterzug mit der 06 122 bei der Einfahrt in Krumovo stark ausgelastet – und der Fotograf natürlich stark begeistert.
Immerhin war das Licht ganz nett und, wenn schon keine Güterwagen dabei sind, muss natürlich üppigst Bahnpersonal am Zug rumhüpfen. 😉 War mir aber ganz recht, da die Herrschaften die Szene doch etwas belebten. 🙂
Wie ich schon schrieb, ist die Strecke leider ziemlich motivlos und auch die Zugänglichkeit durch den naheliegenden Flughafen Plovdiv (mit eigenem Hp!) sehr eingeschränkt. So ließ sich von der rangierenden 06 leider kein vernünftiges Bild mehr anfertigen, so dass ich mich nach viel Bastelei mit einem Bild eines in Asenovgrad einfahrenden Desiros begnügte.
Der Plan war nun, sich langsam an die Strecke nach Peshtera weiterzubewegen, um Motiverkundung für den Güterzug zu betreiben. Zuvor habe ich noch bei Yagodovo einen gen Plovdiv fahrenden und lokbespannten Personenzug mitgenommen. Kein Übermotiv, aber wenn man schon mal da ist…
In Krumovo machte ich dann noch Mittagspause, um den mit 45 149 bespannten BV1611 aufzunehmen. Während der Wartezeit konnte ich einer mannstarken BDZ-Gleisbaurotte beim Verladen von Schienenstücken sowie beim Rangieren zusehen.
Die Motiverkundung an der Strecke nach Peshtera führte schneller als erwartet zum Erfolg. Leider handelte es sich um ein Motiv ohne große Vorwarnung – noch dazu direkt am Straßenrand liegend, so dass die gut 1,5 stündige Wartezeit bis zur Zugdurchfahrt nicht gerade entspannt war. Immerhin haben mich die beiden innerhalb von fünf Minuten vorbeifahrenden Polizeistreifen nicht für interessant befunden und sind kontrollos an mir vorbeigefahren. Letztlich kam 06 122 dann absolut in der Planzeit durch den ehemaligen Bahnhof Kozarsko gefahren.
Bis Bratsigovo hatte ich den Zug durch das direkt an der Straße liegende Motiv nochmal überholt, so dass mir noch ein Bild der vor dem EG posierenden Lok vergönnt war. Der Fahrdienstleiter eilte jedoch schon mit strammen Schritten zum Aufschließen der Weichen zum Militäranschlussgleis, aus dem die Kesselwagen abgeholt werden sollten.
Wenig später tuckerte 06 122 in Schrittgeschwindigkeit über die verrosteten Gleise in den Gleisanschluss.
Bereits per Satelittenbild hatte ich ausgekundschaftet, dass für die Rückfahrt des Zuges bei Kurtovo Konare ein schöner Blick auf Zug und Berge möglich sein sollte. Dorthin verzog ich mich nun umgehend, um noch genug Zeit zur Motiverkundung zu haben. Mit über -30 kam der Zug dann tatsächlich des Weges. Die Idylle auf dem Bild trügt übrigens: Bei den unterhalb der Lok sichtbaren „Erdhaufen“ handelt es sich in Wirklichkeit um wild abgelagerten, bestialisch stinkenden Müll… 🙁
Ein zweiter Schuss auf 06 122 war auch noch möglich, welche wenige Augenblicke später den Bahnhof Kurtovo Kunare durchfahren wird.
Damit nahm der Tag dann doch noch ein gutes Ende und ich machte mich zufrieden auf den Heimweg zur Familie.
Im demnächst folgenden Teil 2 nehme ich Euch mit an die Strecke Sofia – Karlovo, welche durch die Kupfer- und Goldgewinnung rund um Pirdop neben dem Personenverkehr auch einigen Güterverkehr zu bieten hat.
Bis dahin: Bleibt gesund und weiterhin viel Spaß mit unseren Bilderbögen!
Interessante Sache – Merci